Morin, Sohn des Morin, erblickte das Licht der Welt im rauen Hag Blankard, wo die Winde der Hügel das Land karg und die Menschen stark machen. Geboren wurde er in der ehrwürdigen Sippe der Orkentrutzer, jener Linie, die seit Generationen an den Grenzen des Stammeslandes wacht, wo die wilden Horden der Orken seit jeher das Land der Rauriker bedrohen.
Sein Vater, ein erfahrener Zimmermann, baute nicht nur Hallen, Zäune und Langhäuser, sondern auch die großen Kriegsmaschinen, mit denen die Blankarder einst die Orkenstürme zurückschlugen. Seine Mutter, eine warmherzige und kluge Frau, war Hebamme und Kräuterkundige, der selbst die Alten vertrauten. Inmitten dieser Gemeinschaft wuchs Morin wohlbehütet heran, lernte früh den Wert von Fleiß und Zusammenhalt kennen – und die Pflicht, die Heimat zu schützen.
Schon als Knabe half er, Balken zu schleppen, Bretter zu glätten und die Mauern der Siedlung auszubessern. Doch anders als viele in seiner Sippe war es seinen Eltern wichtig – ja, beinahe ein Herzensanliegen –, dass er lesen und schreiben lernte, was bei den Blankardern selten hoch geschätzt wurde. Der Grund lag in einer Begebenheit, die sich Jahre vor seiner Geburt zutrug: Als die Orkentrutzer in schwerer Bedrängnis lagen, hatte ein übersehener Befehl – ein auf Pergament niedergeschriebener Hilferuf – beinahe das Ende der Sippe bedeutet. Seitdem war sein Vater überzeugt, dass ein Mann nicht nur mit der Axt und dem Hammer, sondern auch mit Worten und Wissen seine Heimat schützen müsse.
Und so saß Morin oft in langen Winternächten am Herdfeuer, während seine Mutter ihm das Lesen beibrachte und sein Vater ihn anwies, Namen, Maße und Berichte niederzuschreiben. Dies alles, so sagten sie, möge ihn einst zu einem besseren Anführer machen, wenn die Zeit komme.
Als Morin zum Mann gereift war, übernahm er die Werkstatt seines Vaters. Er baute Häuser, fertigte Schilde und Wagen, reparierte die steinernen Bollwerke an den Furten des Lorsak. Doch je mehr die Jahre vergingen, desto öfter spürte er ein Ziehen in der Brust – eine Sehnsucht nach dem Wind der Ferne, nach dem Klang der Hörner und dem Feuer der Prüfung.
So kam der Tag, an dem der Bote des Svajut des Falken mit seinem Banner ins Tal ritt und den Ruf zum Zug erhob. Die alten Lieder erzählten, dass wer diesem Ruf folge, Ruhm, Erkenntnis und Ehre finden könne – oder den Tod auf dem Feld. Morin wusste, dass es keinen anderen Weg für ihn gab. Er legte den Hobel aus der Hand, küsste seine Mutter zum Abschied, schloss seinen Vater fest in die Arme und schwor, eines Tages wiederzukehren.
Seither zieht Morin Jahr um Jahr an der Seite des Svajut des Falken in die Schlacht. Mit dem Speer in der Faust und dem Mut der Orkentrutzer im Herzen kämpft er, wo der Schildwall bricht und der Feind sich häuft. Abends, wenn das Feuer knistert und die Skalden ihre Stimmen erheben, sitzt er still dabei – ein Mann, der seine Klinge für den Stamm erhebt und doch nie vergisst, dass er einst Balken zimmerte und Buchstaben schrieb, um andere zu schützen.
Und so lebt Morin, Sohn des Morin, in den Tagen des Friedens wie des Krieges: als Krieger, als Scribor, als Handwerker, als einer, dem die Rauriker vertrauen.