Höret, Ihr wackeren Rauriker, die Geschichte des Zweiten Orkensturms, jener dunklen Tage, da die Nordlande von Schatten und Verderben heimgesucht wurden. In den eisigen Wüsten des Nordens erwachte eine neue Bedrohung, als die Orken, die Kinder des Chaos, sich erneut sammelten. Vier Jahrhunderte nach dem ersten großen Orkensturm vereinte Obrok Korrog Zornaxt, der "Schwarze Stier", die zerstrittenen Stämme unter einem einzigen Banner – einem schwarzen Banner, das die Dunkelheit selbst zu verschlingen schien.
Wie ein eisiger Sturm fielen die Horden über die nördlichen Blankarder her, das unerschütterliche Bollwerk Hag Rauriks. Ihre Ankunft kündigte sich durch Feuer und Rauch an, als Dörfer in Flammen aufgingen und Bauernhöfe in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Orken, in ihrer unbändigen Wildheit, waren nicht nur Krieger, sondern auch Zerstörer. Ihre Kriegsmaschinen, grob zusammengefügt aus Knochen und Eisen, schleuderten Felsbrocken, die Mauern zerbarsten und Türme einstürzen ließen.
Doch nicht alle fielen ohne Widerstand. Die Verteidiger von Flyhöhe, einer kleinen, aber strategisch wichtigen Festung, widerstanden den Angriffen der Horde für volle zwei Wochen. Nachdem ihr Anführer Bradan Bärzwinger fiel, führte sein Stellvertreter, der junge Jorik Grimmzahn, ein Widukin, die wenigen verbliebenen Krieger mit beispielloser Entschlossenheit an. Mit kochendem Öl, gezielten Pfeilsalven und Fallen, die den engen Pass um die Festung blockierten, hielten sie die Horde auf. Doch schließlich erlag auch Flyhöhe, und die Überlebenden wurden in Ketten geschlagen.
Die Nachrichten von den Verwüstungen erreichten bald den Zwölferrat der Clans, die Twalibi. Diese mächtigen Anführer, sonst oft uneins, erkannten die Schwere der Bedrohung. Der Ruf nach einem Farold, einem obersten Stammesführer, hallte durch die Hallen von Raurikor. Die Wahl fiel auf Hagrikka Bilhildis Orkentrutz, eine erfahrene Kriegerin aus den Reihen der Blankarder, die bereits in jungen Jahren ihren Mut bewiesen hatte.
Bilhildis war keine gewöhnliche Führerin. Ihre Augen strahlten wie die Sterne über den Nordlanden, und ihre Stimme hatte die Kraft, selbst die Schwächsten zu ermutigen. Mit eiserner Entschlossenheit führte sie die Clans zusammen, schmiedete alte Feinde zu Verbündeten und brachte Ordnung in das Chaos.
Die erste große Schlacht des Zweiten Orkensturms entbrannte bei Hoimarshold, einer Festung nahe der östlichen Grenze Hag Rauriks. Hier errichteten die Rauriker eine letzte Verteidigungslinie, um den Vormarsch der Orken im Osten aufzuhalten. Junge Rekruten kämpften Seite an Seite mit erfahrenen Veteranen, ihre Herzen erfüllt von Furcht und Entschlossenheit.
Drei Tage und Nächte tobte die Schlacht. Die Orken führten riesige, mutierte Wölfe und gewaltige Trolle ins Feld, die Mauern zerschmetterten und Reihen durchbrachen. Doch unter dem unermüdlichen Kommando von Farolda Bilhildis hielten die Verteidiger stand.
Am dritten Tag führte Bilhildis eine waghalsige Kavallerieattacke, die nicht nur den Belagerungsturm der Orken zum Einsturz brachte, sondern auch den Angriff der Horde zum Stillstand zwang. Der Feind, geschwächt und demoralisiert, zog sich schließlich zurück.
Hoimarshold war gerettet, doch die Festung lag in Trümmern, und viele tapfere Rauriker hatten ihr Leben gegeben. Der Sieg war hart erkämpft und zeigte die Stärke der Rauriker – ein Triumph, der in Liedern besungen, aber auch als Mahnung weiterer drohender Gefahren bewahrt wurde.
Dunkle Wolken zogen über die Feste Norkell, als der Verrat des Morbann, Guiskard des Swajuts der Krähe, der einst den anderen Clans seine Treue schwor, offenbar wurde. Von Gier und Furcht getrieben, öffnete er den Orken die uralten Geheimgänge unter der Burg. In einer mondlosen Nacht stürmte die Horde durch die Tunnel und fiel den Verteidigern in den Rücken.
Inmitten des Chaos trat Ramgar, Priester des Teutates, hervor. In seinen Händen hielt er den legendären Kriegshammer, in dessen Kopf das rot glühende Herz des Keilers eingefasst war. Dieser uralte Stein, ein Geschenk Teutates’, verlieh übernatürliche Kraft, doch sein Einsatz forderte oft den höchsten Preis.
Angesichts der übermächtigen Feinde und des drohenden Falls der Feste entschloss sich Ramgar zu einem letzten, verzweifelten Akt. Er rief die Macht der Götter an, und sein Hammer leuchtete in einem unnatürlichen Rot, während die Worte seines Gebets die Mauern der Burg erzittern ließen. Mit einem einzigen, gewaltigen Schlag brachte er das Hauptportal und die darüber liegenden Mauern zum Einsturz. Die Angreifer wurden unter den Trümmern begraben – ebenso wie Ramgar selbst.
Der Mut des Priesters schenkte den verbliebenen Bewohnern die Zeit zu fliehen, doch der Preis war hoch. Als die Überlebenden später zurückkehrten, fanden sie keinen Hinweis auf Ramgars Körper oder den Hammer.
Noch heute singen die Skalden von Ramgars Opfer, der in der dunkelsten Stunde Hoffnung brachte. Doch der Verrat des Swajuts der Krähe bleibt eine düstere Mahnung an die Gefahr, die von den eigenen Reihen ausgehen kann.
Der Höhepunkt des Zweiten Orkensturms war die Schlacht an den Lorsak-Furten. Hier trafen die vereinten Clans auf die Schwarze Horde in einem finalen Gefecht. Die Sonne erhob sich blutrot über das Schlachtfeld, und das Dröhnen der Kriegstrommeln ließ die Erde erbeben.
Bilhildis Orkentrutz stand an der Spitze ihrer Truppen, ihre Rüstung funkelte wie geschmiedetes Silber, und in ihren Händen hielt sie das Schwert Sturmreiter. Korrog Zornaxt, der Obrok der Orken, thronte auf einem gewaltigen Streitwagen, sein schwarzes Banner flatterte im Wind.
Der Kampf tobte von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht. Feuer und Rauch verdunkelten den Himmel, während Tausende auf beiden Seiten fielen. Schließlich standen Bilhildis und Korrog einander gegenüber. Ihr Duell war wie ein Kampf der Titanen. Funken sprühten, als ihre Klingen aufeinanderprallten, und der Boden erbebte unter ihrer Kraft.
Mit einem gewaltigen Hieb durchtrennte Bilhildis schließlich die Kehle des Obroks. Als Korrog fiel, brach die Moral der Orken, und die Rauriker stießen sie in die Flucht.
Der Sieg an den Lorsak-Furten war ein Wendepunkt in der Geschichte der Rauriker. Die Schwarze Horde wurde zurückgedrängt, und die Grenzlande waren wieder sicher. Doch der Preis war hoch. Tausende tapfere Seelen hatten ihr Leben gegeben, und das Land selbst war von den Kämpfen gezeichnet.
Die Heldentaten von Bilhildis Orkentrutz und den tapferen Kriegern jener Tage werden noch heute an den Feuern der Rauriker erzählt. Ihre Namen sind in die ewige Geschichte des Stammes eingewebt, ein Zeugnis von Mut, Einheit und der unbrechbaren Kraft eines freien Volkes.